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Mehr brutto, aber trotzdem weniger netto in der Tasche? Hört sich komisch an, ist es aber leider nicht. Denn viele Gehaltserhöhungen bringen Arbeitnehmern nichts: bedingt durch höhere Steuersätze und die Inflation. Schuld daran ist die sogenannte kalte Progression. Was es bedeutet, und wen es betrifft.
Was ist die steuerliche Progression?
Die Progression in der Einkommensteuer ist zunächst nichts Schlechtes. Wer mehr verdient, soll mehr zum Gemeinwohl beitragen, und deshalb mehr Steuern zahlen. Mit zunehmendem Einkommen steigt der Steuersatz, also der Anteil der Einkommensteuer am Bruttogehalt. Somit soll die Progression eigentlich für mehr Gerechtigkeit sorgen.
Die kalte Progression einfach erklärt
Der Ursprung des Problems liegt darin, dass die Bezugsgrößen der Einkommensbesteuerung von den Finanzbehörden lange Zeit nicht an die Inflation angepasst wurden. So erhalten viele Arbeitnehmer im Ergebnis Gehaltserhöhungen, die Ihnen jedoch faktisch nichts oder nicht viel nützen. Zwar steigt das Bruttogehalt um den entsprechenden Betrag an. Jedoch reicht die Lohnerhöhung (wenn überhaupt) lediglich aus, um die höhere Besteuerung sowie den Kaufkraftverlust durch die Inflation auszugleichen.
Beispiel mit Berechnung
Wer ist von der kalten Progression betroffen?
Am meisten betroffen sind Bezieher kleinerer und mittlerer Einkommen. Je kleiner das Gehalt, desto mehr Anteil hat die Progression an einer zusätzlichen Steuerbelastung, siehe Grafik unten. So entfallen laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln bei einem Jahreseinkommen von 20.000€, einer Gehaltssteigerung von 2,9% und einer Inflationsrate von 2% allein 36% der Mehrbelastung auf die progressive Besteuerung. Umgekehrt verringert sich bei steigenden Einkommen der Anteil der progressionsbedingten Steuern.
Inwieweit bin ich selbst betroffen?
Inwieweit betrifft mich die kalte Progression selbst? Wie viel mehr Netto bleibt mir bei einer Gehaltserhöhung? Rechnen Sie mit unserem Einkommensteuerrechner gerne selbst nach (kostenlos und anonym). Vergessen Sie nicht, im Anschluss 2 Prozent von Ihrem Netto für die Inflation abzuziehen.
Das Steuersystem ist ungerecht
Die progressive Besteuerung macht unser Steuersystem ungerecht. So profitieren von Gehaltserhöhungen in erster Linie Einkommensbezieher, die ohnehin schon recht viel verdienen. Bezieher kleinerer Einkommen haben meist lediglich mehr Brutto auf dem Lohnzettel stehen, jedoch effektiv nicht mehr Netto im Geldbeutel. Eine Lohnerhöhung muss im unteren Lohnsegment somit sehr üppig ausfallen, damit der Arbeitnehmer einen Effekt verspürt. Die Bundesregierung weigert sich bislang den „Steuerklau, zu korrigieren, da dem Finanzministerium hiermit willkommene Zusatzeinnahmen beschert werden.
Quellen und weiterführende Seiten
- Grafik: Institut der Deutschen Wirtschaft iwd.de